Einigen bekannt, vielen eben nicht, im Gebiet der NABU Gruppe Untertaunus gibt es scheue Jäger auf 4 Pfoten.
Die Wildkatze - ist hier heimisch!
Einer der drei seltenen, freilebenden Prädatoren in Deutschland, neben dem Luchs und dem Wolf. Wer schon einmal eine Wildkatze in freier Wildbahn vorbei hat huschen sehen oder sogar eine Zeitlang
hat beobachten können, der befindet sich in einer kleinen Gruppe von Menschen, die dieses besondere Glück hatten.
Nachfolgen möchte ich versuchen die Wilkatze unserer Region (Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris)) kurz vorzustellen.
Darüber hinaus interessantes Hintergrundwissen, soweit möglich.
Art und Unterarten
Wildkatze (Felis silvestris)
Die Afrikanische Wildkatze oder Falbkatze (Felis silvestris lybica) gilt als Vorfahre der Hauskatze (Felis silvestris catus).
Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felinae)
Gattung: Echte Katzen (Felis)
Art: Wildkatze (Felis silvestris)
Unterart: Europäische Wildkatze (Felissilvestris silvestris)
Schutzstatus
Art des Anhangs IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste Deutschland (2009): 3 – Gefährdet
Rote Liste Europa (2007): LC – Nicht Gefährdet
Steckbrief
Männliche Wildkatze – Kuder (Kater = männliche Hauskatze)
Weibliche Wildkatze – Katze oder Kätzin
Körperlänge:
Kuder 83 bis 97 cm
Katze 73 bis 94 cm
Gewicht:
Kuder 3 bis 6,5 kg
Katze 2,3 bis 4,9 kg
Fellfärbung:
grau mit gelblichem Unterton an der Innenseite, verwaschenen Tiegerzeichnung, an den Schenkel rötlich.
Merkmale:
Der Schwanz ist dick, ca. halbe Körperlänge, weist in der Regel eine typische Dreier-Ringelung auf und endet stumpf mit schwarzer Spitze. An der Sohle befindet sich ein kleiner, schwarzer Fleck. Die Augen liegen weit auseinander und der Körper wirkt kräftig/massig aufgrund des dichten, langhaarigen Fells. Die Nase ist in der Regel erheblich heller als bei einer Hauskatze.
Beute:
80 % Kleinsäugetieren wie Wühlmäuse, Ratten usw. Gelegentlich auch Vögel, Eichhörnchen, Eidechsen, Fische, Frösche, Insekten. Ganz selten Hasen und Kitze.
Jagd:
Pirschjäger, Nachtaktiv
Revier:
2-3 km2 bei gutem Nahrungsangebot, bis zu 9 km2 und mehr bei schlechtem Nahrungsangebot
Paarungszeit (Ranz):
Januar bis März Tragzeit: 63–70 Tage
Geheck/Wurf:
2-4 Junge, seltener bis zu 6 Junge
Alter:
7-10 Jahre freilebend, bis 15 Jahre in Gefangenschaft
Unterscheidung
Wildkatze
Hauskatze
Die Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze - Es ist eine eigenständige Tierart!
Wildkatzen unterscheiden sich gentechnisch und im Verhalten zur Hauskatze.
Verwilderte Hauskatzen
sind domestizierte Katzen, welche von Menschen ausgesetzt wurden oder um die sich niemand mehr kümmert. In der Regel sind diese verwilderten Katzen nicht kastriert und vermehren sich ungehemmt. Dies bedeutet nicht, dass nachfolgende Generationen als Wildkatze betrachtet werden können.
Verwilderte Katzen sind keine „Freigänger“.
Freigänger
sind Hauskatzen, welchen vom Besitzer der entsprechende Freiraum eingeräumt wird. Häufig sind Freigänger landwirtschaftlichen Einrichtungen, Reiterhöfen und ähnliches zuzuordnen oder Haushalten, welche in ländlichen Gegenden zu finden sind.
Bestimmung
Manche Hauskatzen haben eine wildkatzenähnliche Fellfärbung und können daher mit Wildkatzen verwechselt werden. Besonders, wenn diese einen etwas kräftigeren Körperbau haben.
Dadurch und mit Blick auf eine Hybridisierung (Hybride/Mischlinge/Blendlinge/Bastarde) ist ein eindeutiger und zuverlässiger Nachweis fast nur durch eine Gen-Analyse möglich.
Im Falle der Wildkatze und auch des Wolfes, ist mit Hybridisierung die Verpaarung mit Haustieren gemeint.
Wildkatze
Die Basispopulation der Wildkatzen, die im Gebiet der NABU Gruppe Untertaunus leben, liegt im Wispertal, von dort breitete sich die Wildkatze in der Region aus.
Die Wildkatze bevorzugt den Laubwald mit kleinen Lichtungen und hohem Altholzbestand. Büsche und Sträucher bieten ausreichend Deckung, im Besonderen am Waldrand.
Nachts bis in die Dämmerung ist sie am Jagen und pirscht sich dabei an ihre Beute heran. Auf leisen Sohlen, manchmal mit einem kurzen Sprint, springt sie die Beute an. In Mischwäldern ist die Wildkatze ebenfalls zu finden, in reinen Nadelwäldern eher nicht.
Baumhöhlen, natürliche Aushöhlungen in Felsen oder Baumwurzeln und auch die Bergwerksstollen in der Region, werden von Wildkatzen als Schlafquartier und für die Aufzucht genutzt. Auch der Bau eines Dachses oder Fuchses wird genutzt.
Ferner findet die Wildkatze auch Schlafplätze in den Baumkronen der Laubbäume.
Das Revier eines Kuders (männliche Wildkatze) ist bis zu doppelt so groß, als das einer weiblichen Wildkatze. Es kann sogar mehrere Reviere von Weibchen umfassen. Weibliche Wildkatzen Grenzen ihre Reviere deutlicher gegeneinander ab. Wildkatzen sind eher ortstreu.
Wildkatzen sind Einzelgänger, sehr heimlich und meiden die Nähe des Menschen. Liegt der Lebensraum in einem großen Waldgebiet, wird das Risiko einer Hybridisierung minimiert, leider nicht vollständig eliminiert.
Nach der Ranz (Paarungszeit) und der Tragzeit werden 2-6 Junge geboren (Geheck/Wurf). Sollte der Verlust aller Jungtiere zu beklagen sein, so findet eine erneute Verpaarung statt.
In der Regel entsteht solch ein totaler Verlust durch Fressfeinde, wie z.B. Fuchs, Baummarder usw.
Nicht nur Fressfeinde stellen Populationen unter Druck.
Hauptursachen für eine Bedrohung sind
- Entstehung und Ausbau von Menschlichen Siedlungen
Verkehrswege
Zäune, Mauern und ähnliches
Umfangreiche Baumaßnahmen
- Land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen
Verkehrswege
Zäune
Umgestaltung des Lebensraumes
- Entstehung und Ausbau von Menschlichen Siedlungen
> Verkehrswege
> Zäune, Mauern und ähnliches
> Umfangreiche Baumaßnahmen
- Land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen
> Verkehrswege
> Zäune
> Massive Umgestaltung des Lebensraumes, wie z.B.
. Bereinigung von Windwürfen
. Altholzbeseitigung
. Entfernung von Gehölzstreifen am Waldrand und Agrarflächen usw.
Weiter Ursachen für Populationsschwund können sein:
- FeLV (Felines Leukämievirus (Katzenleukämie))
- FIV (Felines Immundefizienz-Virus (Katzenaids))
- FPV (Feline panleukopenia virus (Katzenseuche, Katzenstaupe))
Im Gebiet der NABU Gruppe Untertaunus bzw. in der Region soll die Population jedoch stabil sein.
Dennoch - die Wildkatze steht auf der Roten Liste Deutschland unter den gefährdeten Arten!
Verbreitungskarte für Deutschland des BfN (Bundesamt für Naturschutz)
Datenerfassung
Genetisches Wildtiermonitoring ist eine wirkungsvolle Methode zur Bestimmung und Einschätzung von Populationen/Vorkommen von Wildkatzen.
Hierzu werden Kot-, Haar-, Blut- und Speichelproben untersucht und in einer Datenbank zusammen gefasst.
Um Wildkatzenpopulationen zu bestimmen bzw. beurteilen/einzuschätzen, bedient man sich in der Regel der Lockstockmethode. Dabei werden Haarproben gesammelt und Gentechnisch untersucht.
Gesammelte Daten aus Untersuchungen von unterschiedlichen Regionen, filtern die Eigenarten der Populationen heraus.
Dies kann hilfreich für eine Herkunftsbestimmung sein.
Totfunde sind ebenfalls Bestandteil von der Datenerfassung.
Ebenso wichtig wie hilfreich sind Meldungen zufälliger Beobachtungen und Sichtungen, als auch regelmäßige Kontrollen durch die Bevölkerung, Institutionen und Organisationen, wie z.B. Naturschutzorganisationen, Jagdverbände, Forstbetriebe usw.
Innerhalb des NABU sind das
Organisationen und Institutionen bilden auch Anlaufstellen für Meldungen zu Funden und Beobachtungen.
Regierungsstellen des Landes Hessen für Naturschutz
Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV)
- Fachdienststelle: Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)
> Abteilung N
Regierungspräsidien (RP)
- Regierungspräsidium Darmstadt –Südhessen
- Regierungspräsidium Gießen – Mittelhessen
- Regierungspräsidium Kassel – Nordhessen
Für den Rheingau-Taunus-Kreis in Südhessen ist das Regierungspräsidium Darmstadt das zuständige Präsidium.
Standorte sind
- Darmstadt (Hauptsitz)
- Frankfurt
- Gießen
Die zuständigen Behörden im Präsidium ist die Obere Naturschutzbehörde (ONB), als zentrale Behörde für Südhessen und die Untere Naturschutzbehörde (UNB) auf Kreisebene.
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